Sieben Kapitel: Sechs Menschengeschichten plus einer lustigen Reportage über einen Ostalgie-Shop. Nicht viel, will es scheinen, trotzdem entsteht ein weites Panorama.
Wir begleiten einen Opernchoristen aus der Lausitz, der heute als Clochard in Paris lebt; hören die Geschichte eines Weststudienrats im Osten; lachen über die fast unglaubliche Spionageposse einer Boutiquen-Besitzerin aus Lüchow-Dannenberg, deren Libido sich an der Drögheit östlicher Kundschafter abarbeitet (sehr ulkig!) und wir hören Kliers Bericht über eine junge Katholikin aus der Schweiz, die sich 1989 in den europäischen Wendestrudel stürzt und in den folgenden 10 Jahren -- gewissermaßen verbissen in den Mantelsaum der Historie -- erwachsen wird.
Der anhaltende Horror der Stasi-Opfer wird gezeigt, atemnehmend und unvergangen: "Wir werden Ihnen ein Ding verpassen, dass Sie bis an Ihr Lebensende an uns denken" haben die Täter einst prophezeit. Sie werden wohl Recht behalten.
Eine bukolische Heizdeckenverkaufsfahrt im Sächsischen: Melancholisch, gelassen, deutsch-deutsch durchaus, zugleich eine Vater/Tochter-Miniatur.
Journalismus oder Literatur? Freya Klier balanciert auf einem schmalen Grat zwischen Innensicht der Helden und Reporter-Kühle. Diese Risikofreude zahlt sich aus: es entsteht immer wieder ein Ton, der ganz ihr gehört. Keine Nichtigkeiten zu Ereignissen aufgeblasen, vielmehr sprengt praller Inhalt oft die knappe Form: Einige Kapitel gleichen Romanen in der Nussschale; vor allem bei der atemlos erzählten Reise der Schweizerin durch die Ungleichzeitigkeiten des Jahrzehnts von 1990 bis heute denkt der Leser ständig: Wie war das jetzt? Nicht so schnell! Erzähl mehr! Was für eine Geschichte!. Brillant.
Deutsch-deutsches Lesefutter also, Denkfutter auch. Am besten besorgen Sie sich ein Exemplar zum Selberlesen und eines zum Verschenken. --Michael Winteroll . KLICKEN SIE HIER, UM DIESES BUCH ZUM KOSTENLOSEN DOWNLOAD